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neumen:oriscus:oriscus

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neumen:oriscus:oriscus [2023/09/04 09:45]
xaverkainzbauer [~Pct]
neumen:oriscus:oriscus [2024/03/18 10:39] (aktuell)
xaverkainzbauer [~Clm]
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 //Der Oriscus ist vergleichbar einer Verkehrstafel "Achtung!". Der Autofahrer muss aus dem Kontext erkennen, worauf er aufpassen muss. Die Achtung-Tafel (ein gleichseitiges aufrechtes Dreieck früher mit, heute ohne Rufzeichen) kann aber auch durch eine Zusatztafel erklärt werden, als Vorbereitung 100 Meter vor einer Stopptafel stehen, oder in sich selbst eine definierende Inschrift tragen (11% Gefälle!).//  //Der Oriscus ist vergleichbar einer Verkehrstafel "Achtung!". Der Autofahrer muss aus dem Kontext erkennen, worauf er aufpassen muss. Die Achtung-Tafel (ein gleichseitiges aufrechtes Dreieck früher mit, heute ohne Rufzeichen) kann aber auch durch eine Zusatztafel erklärt werden, als Vorbereitung 100 Meter vor einer Stopptafel stehen, oder in sich selbst eine definierende Inschrift tragen (11% Gefälle!).// 
  
-Ebenso verhält es sich mit dem Oriscus. Er kann an Stelle einer Neume stehen (im Pes quassus ersetzt er den ersten Strich des nkPes, meint aber den zweiten Ton), er kann aber auch eine Virga oder den Abstrich einer Clivis zusätzlich interpretieren (Virga strata und Pressus).+Ebenso verhält es sich mit dem Oriscus. Er kann an Stelle einer Neume stehen (im Pes quassus ersetzt er den ersten Strich des nkPes, meint aber eher den zweiten Ton), er kann aber auch eine Virga oder den Abstrich einer Clivis zusätzlich interpretieren (Virga strata und Pressus).
  
 <fc #F4000F>Der Oriscus ist ein Melodie+Struktur - Hinweis-Zeichen in einer linienlosen Schrift. Sobald Linien eingeführt werden ist er überflüssig und wird missverstanden.</fc>  <fc #F4000F>Der Oriscus ist ein Melodie+Struktur - Hinweis-Zeichen in einer linienlosen Schrift. Sobald Linien eingeführt werden ist er überflüssig und wird missverstanden.</fc> 
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 Die Beschäftigung mit den ältesten (adiastematischen) Hss und ihr Vergleich mit einer breiten Palette von Quellen durch mehrere Jahrhunderte ermöglicht einen Einblick in den Wandel der gregorianischen Melodien, der ohne digitale Werkzeuge nicht möglich war. Die Beschäftigung mit den ältesten (adiastematischen) Hss und ihr Vergleich mit einer breiten Palette von Quellen durch mehrere Jahrhunderte ermöglicht einen Einblick in den Wandel der gregorianischen Melodien, der ohne digitale Werkzeuge nicht möglich war.
  
-Vier Aufgaben übernimmt der Oriscus in den adiastematischen Handschriften:\\+Zwei Aufgaben übernimmt der Oriscus in den adiastematischen Handschriften:\\
 • Centoübergang anzuzeigen (Großteil der Fälle),\\ • Centoübergang anzuzeigen (Großteil der Fälle),\\
-• Dehnung und Nachdruck (Pressus) einzufordern,\\  +• Tieferstellung des nächsten Tones. \\ 
-• Tieferstellung des nächsten Tones. Aus diesen drei Vorgaben folgt möglicherweise eine\\ +vide: Antiphonen des Protus ad quartum (PR ad4) 
-• emotionale Mehrwertigkeit der jeweiligen Neume.\\ +
  
 === Der Oriscus in Ch === === Der Oriscus in Ch ===
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 Wenn der Pressus (in St.Gallen Virga + Oriscus + tieferes Punctum) wie üblich verstanden wird a), dann kann die Virga strata ( Virga + Oriscus) nur als eine Art Bivirga verstanden werden b), warum dann nicht gleich Bivirga. Ein Pes c) ist nicht möglich, auch wenn das Gros der diastematischen Handschriften so notiert: sie interpretieren den Oriscus falsch, immer unter dem Blickwinkel eines Stilwechsels vor/um 1000 n.Chr. Mehrmals ist die Virga strata mit celeriter versehen, auch das spricht gegen die Bivirga. Bleibt nur die Deutung als Eintonneume (Virga) mit Zusatinformation, die aber außerhalb des Tönezählens liegen muß. Dazu unten. Wenn der Pressus (in St.Gallen Virga + Oriscus + tieferes Punctum) wie üblich verstanden wird a), dann kann die Virga strata ( Virga + Oriscus) nur als eine Art Bivirga verstanden werden b), warum dann nicht gleich Bivirga. Ein Pes c) ist nicht möglich, auch wenn das Gros der diastematischen Handschriften so notiert: sie interpretieren den Oriscus falsch, immer unter dem Blickwinkel eines Stilwechsels vor/um 1000 n.Chr. Mehrmals ist die Virga strata mit celeriter versehen, auch das spricht gegen die Bivirga. Bleibt nur die Deutung als Eintonneume (Virga) mit Zusatinformation, die aber außerhalb des Tönezählens liegen muß. Dazu unten.
  
 +[[ant:0768]] <fc #4682b4>"tene-//re//"</fc>, [[ant:1318]] <fc #4682b4>"zachari-//ae//"</fc>,  
 [[ant:7702]] Wm "Suffici-//e//-bat [[ant:7702]] Wm "Suffici-//e//-bat
  
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 <fc #4682b4>"di-//ri//-ge"</fc> et <fc #4682b4>"domum //do//-mini"</fc> H - MR. <fc #4682b4>"di-//ri//-ge"</fc> et <fc #4682b4>"domum //do//-mini"</fc> H - MR.
  
 +[[grad:0601]] <fc #4682b4>"ex-ercebatur"</fc> und die Korrektur in BzG 47/21 aber hingegen <fc #4682b4>"//vi//-num"</fc>
    
 === Virga strata mit c === === Virga strata mit c ===
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 [[ant:7750]] <fc #4682b4>"be-atus"</fc>  MR schreibt VrgStr als //einen// Ton! [[ant:7750]] <fc #4682b4>"be-atus"</fc>  MR schreibt VrgStr als //einen// Ton!
  
 +[[ant:1240]], [[ant:1241]], AN PR de4.
  
 [[grad:0209]] "//i//-racundis" , "gen-//ti//-bus", "exalta-//bis// me", aber auch "eri-//pi//-es me" [[grad:0209]] "//i//-racundis" , "gen-//ti//-bus", "exalta-//bis// me", aber auch "eri-//pi//-es me"
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 [[ant:7503]] <fc #4682b4>"inimi-cus"</fc> Alle Quellen sind sich einig: die Virga strata isteine Virga. Ein Ton. [[ant:7503]] <fc #4682b4>"inimi-cus"</fc> Alle Quellen sind sich einig: die Virga strata isteine Virga. Ein Ton.
  
 +[[ant:0745]] 2x
 [[ant:7628|7628 🔄]] <fc #4682b4>“Re-//corda//-re"</fc> [[ant:7628|7628 🔄]] <fc #4682b4>“Re-//corda//-re"</fc>
  
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 === ~Osc pct === === ~Osc pct ===
 +**<fc #ff0000>Oriscus punctum</fc>**\\
 +steht an Stelle einer Virga strata, wo der Silbenwert keine Virga erlaubt, aber die weiterweisende Bedeutung der Virga strata beabsichtigt ist. e.g.: [[ant:0636]]
 +
  
 In Bv34 wird der Osc benutzt, den Dreiklang "fa-la-do" zu notieren. Er steht auf dem "la": OF [[grad:1114]] "daniél". Siehe auch "Fontes GR" – [[quellen:quellen_gr#beneventanische_handschriften|Beneventanische Handschriften]]. In Bv34 wird der Osc benutzt, den Dreiklang "fa-la-do" zu notieren. Er steht auf dem "la": OF [[grad:1114]] "daniél". Siehe auch "Fontes GR" – [[quellen:quellen_gr#beneventanische_handschriften|Beneventanische Handschriften]].
Zeile 275: Zeile 278:
 [[neumen:oriscus:clmr|↘️ ~Clm res]] [[neumen:oriscus:clmr|↘️ ~Clm res]]
  
 +[[ant:7710]] <fc #4682b4>"alleluia 1"</fc> kein Ton, aber zeigt an, dass es tiefer weitergeht! \\
 ------------------- -------------------
  
Zeile 296: Zeile 300:
 0040, 0073, 0156,  0040, 0073, 0156, 
  
 +vide [[grad:0025]] <fc #4682b4>“ex-//ten//-des"</fc>
 vide et: [[ant:7341]] Cento E\\ vide et: [[ant:7341]] Cento E\\
 vide et: [[ant:7528]] "o lignum", [[ant:7358]]\\  vide et: [[ant:7528]] "o lignum", [[ant:7358]]\\ 
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 et: [[ant:7342]] "Heu" was wirkt hier glaubwürdiger?! Vor allem fehlt der Ténor "mi", der als Einziges dem //Zwischenton// "mi" eine Berechtigung gäbe. Der //Zwischenton// "la" (Wc, Wm) ist wegen des Quilisma unmöglich. et: [[ant:7342]] "Heu" was wirkt hier glaubwürdiger?! Vor allem fehlt der Ténor "mi", der als Einziges dem //Zwischenton// "mi" eine Berechtigung gäbe. Der //Zwischenton// "la" (Wc, Wm) ist wegen des Quilisma unmöglich.
  
 +[[ant:1098]] et MR <fc #4682b4>“mor-//tis//"</fc>
  
 [[ant:0845]] kPes, <fc #4682b4>"au-//tem//"</fc> Oriscus zeigt QuartPes an. cf. T2, Lc ! [[ant:0845]] kPes, <fc #4682b4>"au-//tem//"</fc> Oriscus zeigt QuartPes an. cf. T2, Lc !
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 [[ant:0061]] (cf.[[ant:0080]]),  [[ant:0061]] (cf.[[ant:0080]]), 
 [[ant:0040]], [[ant:0073]], [[ant:0156]],\\  [[ant:0040]], [[ant:0073]], [[ant:0156]],\\ 
-???????+???????\\ 
 +[[ant:7675]] E <fc #4682b4>"dominus //in//"</fc> 
 + 
 +[[ant:7068]] nachher höher <fc #4682b4>"oleum recondita"</fc>
  
 In RP3C [[ant:7765]] drückt aus: singe den nächsten Ton nicht. 7126 In RP3C [[ant:7765]] drückt aus: singe den nächsten Ton nicht. 7126
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 Diese Neume gehört zu den AN des 1.Modus, sie transformiert die Rezitation "la" herunter auf "sol"; der Oriscus etabliert eine neue, tiefere Rezitationsebene. Neumiert kommt sie im Repertoire  knapp 30x vor (gesamt 73X). Fast immer leitet sie das 1INC 5Pes zum 1MED triv (3 Ausnahmen: [[ant:0090]], [[ant:0203]], [[ant:1562]]). Praktisch immer versieht H diese Neume mit celeriter, während MR ihre 10x Fälle mit der nkGraphie der Circulatio schreibt. Diese Neume gehört zu den AN des 1.Modus, sie transformiert die Rezitation "la" herunter auf "sol"; der Oriscus etabliert eine neue, tiefere Rezitationsebene. Neumiert kommt sie im Repertoire  knapp 30x vor (gesamt 73X). Fast immer leitet sie das 1INC 5Pes zum 1MED triv (3 Ausnahmen: [[ant:0090]], [[ant:0203]], [[ant:1562]]). Praktisch immer versieht H diese Neume mit celeriter, während MR ihre 10x Fälle mit der nkGraphie der Circulatio schreibt.
-De Oriscus als eigenen Ton notiert Ka nie!, Bv2 meist nicht, Lc mehrmals nicht.+Den Oriscus als eigenen Ton notiert Ka nie!, Bv2 meist nicht, Lc mehrmals nicht.
  
 [[ant:7333]] <fc #4682b4>"coro-//ná//-sti"</fc> ** keine** Resupinbewegung T1 [[ant:7333]] <fc #4682b4>"coro-//ná//-sti"</fc> ** keine** Resupinbewegung T1
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 {{ :neumen:oriscus:3clvprs_-s-.png?90|}} {{ :neumen:oriscus:3clvprs_-s-.png?90|}}
  
-**<fc #ff0000>Clivis-Pressus</fc>**+**<fc #ff0000>Clm-Pressus</fc>**
  
  
neumen/oriscus/oriscus.1693820735.txt.gz · Zuletzt geändert: 2023/09/04 09:45 von xaverkainzbauer