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antiphon:antiphon

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antiphon:antiphon [2015/09/05 14:34]
xaverkainzbauer
antiphon:antiphon [2022/09/11 20:13] (aktuell)
georgwais
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 Die Antiphonen des Stundengebets bilden das archaische Rückgrat des gregorianischen Repertoires (meist sind sie kurz und schlicht oligotonisch, wenn nicht überhaupt syllabisch). Das sagt aber nichts über ihre kompositorische und intellektuelle Komplexität aus. Die Antiphonen des Stundengebets bilden das archaische Rückgrat des gregorianischen Repertoires (meist sind sie kurz und schlicht oligotonisch, wenn nicht überhaupt syllabisch). Das sagt aber nichts über ihre kompositorische und intellektuelle Komplexität aus.
  
-//Die einzigen Quellen aus denen die Art des Vortrags erschlossen werden kann, sind die adiastematischen Handschriften des 10.Jh (Für das Gradual-Repertoire vor allem die St.Galler **Cantatorium** und **Einsiedeln**,dazu **Laon** und **Chartres**. Für das Antiphonal-Repertoire nur **Hartker** und **Mont Renaud**. Nur sie geben uns Informationen über jene differenzierte, wortgezeugte Vortragskunst, die der eigentliche Gregorianische Choral ist.//  +//Die einzigen Quellenaus denen die Art des Vortrags erschlossen werden kann, sind die adiastematischen Handschriften des 10. JhFür das Gradual-Repertoire sind das vor allem die St. Galler Hss **Cantatorium** und **Einsiedeln**, dazu **Laon** und **Chartres**, für das Antiphonal-Repertoire nur **Hartker** und **Mont Renaud**. Nur sie geben uns Informationen über jene differenzierte, wortgezeugte Vortragskunst, die der eigentliche Gregorianische Choral ist.//  
-Luigi Agustoni: Gregorianischer Choral, in: Hans Musch, Musik im Gottesdienst, Regensburg 1993 +Luigi Agustoni: Gregorianischer Choral, in: Hans Musch, Musik im Gottesdienst, Regensburg 1993. 
-Spätere, diastematische Handschriften (11.-12.Jh) ermöglichen die Restitution der Melodie.+Spätere, diastematische Handschriften (11.12. Jh.) ermöglichen die Restitution der Melodie.
  
-Die opinio communis geht davon aus, Gregorianischer Choral sei, von leicht korrigierbaren Randunschärfen abgesehen, allzeit Ein und das Selbe gewesen. Sie macht dabei die Hss des 12. und 13.Jh., wohl wegen der Fülle der Quellen und ihrer relativ leichten Lesbarkeit, zum Ausgangspunkt ihrer Betrachtung. Geprägt ist sie von den Editionen von Solesmes aus dem 19.Jh.+Die opinio communis geht davon aus, Gregorianischer Choral sei, von leicht korrigierbaren Randunschärfen abgesehen, allzeit ein und dasselbe gewesen. Sie macht dabei die Hss des 12. und 13. Jh., wohl wegen der Fülle der Quellen und ihrer relativ leichten Lesbarkeit, zum Ausgangspunkt ihrer Betrachtung. Geprägt ist sie von den Editionen von Solesmes aus dem 19. Jh.
  
-Unser semiologischer Ansatz hingegen postuliert: Der mündlich tradierte Kern des Antiphonal-Repertoires war um 600 n.Chr, um oder unmittelbar nach Papst Gregor d.Gr. ( 7.Jh.) bereits ausgebildet, ging durch die Redaktion der karolinischen Renaissance (8./9.Jh.) und muss bis zur Zeit seiner ersten Niederschrift (codex Hartker vor/um 1000 Mont Renaud 10.Jh ?) allen Regeln einer mündlichen Überlieferung (oral tradition) entsprochen haben. **Oral tradition** setzt die Verwendung von Versatzstücken“ voraus, die, bei Kenntnis eines Grundrepertoires an Formeln (Cento/Centones -  Formeln Neumen), jederzeit aus der Textvorlage die ihr entsprechend zwingende Melodie schaffen kann. Die Regeln der** vorschriftlichen** "oral tradition" sollten sich aus den ältesten Handschriften erheben lassen. Dieser Versuch wird in der "Analyse" auf Basis der in "Synopsis" aufbereiteten Quellen unternommen+Unser semiologischer Ansatz hingegen postuliert: Der mündlich tradierte Kern des Antiphonal-Repertoires war um 600 n.Chr., um oder unmittelbar nach Papst Gregor d.Gr. (7. Jh.) bereits ausgebildet, ging durch die Redaktion der karolingischen Renaissance (8./9. Jh.) und muss bis zur Zeit seiner ersten Niederschrift (Hss Hartker vor/um 1000 und Mont Renaud 10. Jh.?) allen Regeln einer mündlichen Überlieferung ("oral tradition") entsprochen haben. **Oral tradition** setzt die Verwendung von "Versatzstückenvoraus, die, bei Kenntnis eines Grundrepertoires an Formeln (Cento/Centones – Formeln – Neumen), jederzeit aus der Textvorlage die ihr entsprechend zwingende Melodie schaffen kann. Die Regeln der **vorschriftlichen** "oral tradition" sollten sich aus den ältesten Handschriften erheben lassen. Dieser Versuch wird in der "Analyse" auf Basis der in "Synopsis" aufbereiteten Quellen unternommen.
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-Ein nicht geringer Teil der adiastematischen Zeichen sind nicht "archaische Noten" sondern Hinweise auf die "Centonisation", das richtige Zusammensetzen der Formeln (Centones - Formeln). Die eigentliche Gregorianik/ die erste Gregorianik muss durch Extrapolation **vor** die **frühesten adiatematischen Handschriften** erhoben werden+
  
 +Ein nicht geringer Teil der adiastematischen Zeichen sind nicht "archaische Noten" sondern Hinweise auf die "Centonisation", das richtige Zusammensetzen der Formeln (Centones – Formeln). Die eigentliche Gregorianik / die "erste" Gregorianik muss durch Extrapolation **vor** die **frühesten adiatematischen Handschriften** erhoben werden. 
  
 So kann postuliert werden, dass der Oriscus, aber oft auch Buchstaben (vor allem e = equaliter in sonst sinnlosen Kontexten) Signale sind, von einem "Versatzstück ( = Cento)" in das nächste zu wechseln.  So kann postuliert werden, dass der Oriscus, aber oft auch Buchstaben (vor allem e = equaliter in sonst sinnlosen Kontexten) Signale sind, von einem "Versatzstück ( = Cento)" in das nächste zu wechseln. 
  
  
-Bereits Codex Hartker zeigt Auflösungstendenzen dieser „oral tradition“+Bereits der codex Hartker zeigt Auflösungstendenzen dieser „oral tradition“:
 a) Erweiterung des Repertoires a) Erweiterung des Repertoires
 b) Auflösung der mnemotechnisch bedingten Struktur der Melodien = der Centonisation. es wird nicht mehr centonisiert, sondern komponiert. b) Auflösung der mnemotechnisch bedingten Struktur der Melodien = der Centonisation. es wird nicht mehr centonisiert, sondern komponiert.
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 Neumen Neumen
  
-Die einzigen Quellen aus denen die Art des Vortrags erschlossen werden kann, sind die adistaematischen Handschriften des 10.Jh  +Die einzigen Quellen aus denen die Art des Vortrags erschlossen werden kann, sind die adistaematischen Handschriften des 10. Jh. 
-(vor allem die St.Galler Cantatorium, Einsiedeln und Hartker und Laon). Nur sie geben uns Informationen über jene differenzierte  wortgezeugte Vortragskunst, die eigentlicher Gregorianischer Choral ist. Spätere, diastematische Handschriften (11.-12.Jh) ermöglichen die Restitution der Melodie. Luigi Agustoni: Gregorianischer Choral, in: Hans Musch, Musik im Gottesdienst, Regensburg 1993+(vor allem die St.Galler Cantatorium, Einsiedeln und Hartker und Laon). Nur sie geben uns Informationen über jene differenzierte  wortgezeugte Vortragskunst, die eigentlicher Gregorianischer Choral ist. Spätere, diastematische Handschriften (11.12. Jh.) ermöglichen die Restitution der Melodie. Luigi Agustoni: Gregorianischer Choral, in: Hans Musch, Musik im Gottesdienst, Regensburg 1993
  
 ''Mont Renaud'' ''Mont Renaud''
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 ===== Si =====   ===== Si =====  
   Silos (British Museum add. 30850)     Silos (British Museum add. 30850)  
-spanische Quelle +spanische Quelle 
-Der artikulatorische Wert und vor allem der melodische Wert dieser adiastematischen Quelle ist äußerst gering. Ihr Wert liegt in der **tonalen** Erschließung. Sowohl das PsalmIncipit, als auch das "Gloria in excelsis deo" werden neumiert angegeben.+Der artikulatorische Wert und vor allem der melodische Wert dieser an sich adiastematischen Quelle ist äußerst gering. Ihr Wert liegt in der **tonalen** Erschließung. Sowohl das PsalmIncipit, als auch das "Gloria in excelsis deo" werden neumiert angegeben.
antiphon/antiphon.1441463666.txt.gz · Zuletzt geändert: 2017/04/17 20:29 (Externe Bearbeitung)